Straßenname in Wüsting

Heuweg“

Der jetzige Verlauf dieses Weges ist relativ sehr kurz.

Er knickt schon etwas außerhalb der Siedlung Klosterkiel vom Klosterkielweg nach Süden ab und umrundet das Waldgebiet des Hemmelsberger Fuhrenkamps. Dieser Weg endet an der Bremer Straße (alte B 75).

In der Siedlungsphase des 17./18. Jahrhundert schufen sich Bauern von der Geest einen Weg nach Norden in Richtung des Hunte Flusses.

Dabei mussten sie das Hemmelsberger Moor bzw. Hohe Moor ostwärts umgehen, um in das Gebiet der Blankenburger Mark zu gelangen.

Diese Landfläche war im Besitz des Klosters Blankenburg, welches schon im Dezember 1294 von Erzbischof Giselbert von Bremen als Dominikaner Kloster eingeweiht wurde.

Durch die häufigen Überschwemmungen der Hunte und den anschließenden Schlickablagerungen hatte sich dieses Gebiet zu einem fruchtbaren Marschland entwickelt, auf deren Boden auch saftiges Gras wuchs.

Diese Tatsache weckte natürlich bei den Siedlern auf der Geest Begehrlichkeiten. Auf ihren Sandböden wuchs nur karges Gras.

Diese Landfläche der Blankenburger Mark war daher für die Geest Bauern von großer Bedeutung für ihre Viehhaltung.

Da hatten es die Neuenweger Bauern einfacher. Sie mähten ihr Gras auf eigenen gemeinsam bewirtschafteten Weideflächen (der sog. Gemeinheit).

In der Blankenburger Mark standen den Geest Bauern zunächst gepachtete Weideflächen zur Verfügung. Nur vereinzelt waren sie von alters her im Besitz der begehrten Flächen.

Als Pächter waren sie bis 1577 an der Kloster abgabepflichtig. Graf Anton I. Löste das Kloster auf und errichtete an gleicher Stelle ein gräfliches Vorwerk.

Beschwerlich und zeitraubend war auch der Weg der Geest Bauern um diese Weideflächen zu erreichen.

Wie bereits erwähnt waren dazu einige Hindernisse zu umfahren.

Feste Wege gab es in jener Zeit nicht. Man durchquerte eine noch teilweise unkultivierte Landschaft. War sie nach einem Regen durchfeuchtet, suchte man sich einen andere Wegstrecke, man fuhr dann auf einem neuen Weg. Dadurch entstand der Begriff des Neuen Weges.

So auch hier. Man kam am Hof Heinemann vorbei (bereits 1552 erwähnt). Danach gelangte man an eine Wegeverbindung, die dann später als Neuenweger Heuweg bezeichnet wurde.

Das Umfahren der natürlichen Hindernisse war für die Geestbauern sehr zeitraubend.

Aus diesem Grunde übernachten die Schnitter oft an Ort und Stelle. So z.B. in Iprump aber auch im Gutshof Brokdeich. So sparte man Zeit, um nicht wieder in die entfernten Dörfer zurückkehren zu müssen. Sie waren ja auch auf die trockene Wetterperiode angewiesen.

In jener Zeit wurde das Gras per Hand mit der Sense gemäht. Je nach Größe der Weidefläche war dies eine mühselige Arbeit.

Je nach Wetterlage blieb das Gras 1-2 Tage liegen. Anschließend waren viele Hände nötig, um das Gemähte mit einer Holzharke zu wenden. Danach harkte man das trockene Gras in sog. Schwaden. Bei sonniger Wetterlage wurde das Gras dann in Hocken gestellt.

Bei günstiger Wetterlage konnte das Heu auf bereitstehende Leiterwagen verladen werden.

Der Packer auf dem Wagen achtet darauf, dass das Heu ordentlich verteilt bzw. „gestapelt“ wurde.

Das volle Fuder Heu wurde dann mit einem Bindebaum festgezurrt. Der so gesicherte Wagen wurde von 2 Pferden gezogen. Bei festem Wegeuntergrund wurden oft mehrere Wagen hintereinander gekoppelt.

Diese mühseligen Handarbeitsvorgänge änderten sich erst in den 30er Jahren des Vorigen Jahrhunderts. Jetzt kam eine von 2 Pferden gezogene Mähmaschine zum Einsatz. Aber Handarbeit war immer noch gefragt.

Erst ab 1950/51 kamen die ersten Trecker mit anfänglichen 11 PS auf den Markt. Kurz vorher gab es auch schon den Schwadenwender. Eine enorme Erleichterung in der damaligen bäuerlichen Arbeit.

Die frühere Heuerernte wird heute dadurch abgelöst, dass frisch gemähte Gras -überwiegend durch Lohnunternehmer- in Silagemieten eingefahren wird.

Die Grassilage ersetzt nun das frühere Hau.

Die beschriebenen Wege gibt es heute nur noch in Ansätzen. Die damaligen Sandwege bekamen eine feste Straßendecke. Es hat sich eben viel verändert. Aber das Landschaftsbild ist in großen Teilen so erhalten geblieben.

Bericht: Siegfried Hoffmann

Literaturhinweise:

400 Jahre Neuenwege 1522 – 1952“ von Willi Heinemann, 1952 – Seite 22 ff

Neuenwege – 450 jährige Geschichte von Neuenwege bei Oldenburg“

Das Wüstenland“ von Dr. Heinrich Munderloh, 1981 – Seite 48 – 49

700 Jahre Kloster Blankenburg zu Oldenburg“ von Peter Tornow und H. Wöbken

3 Bilder aus dem Buch „Neuenwege 1552 – 2002“