An der Schule (Reihe) – Schulwesen im Wüstenland – Die Schule in Hude-Oberhausen von 1681 bis 1954     Erstellt im Jahre 2014

Eine weitere Folge aus der Serie: Straßenbezeichnung in Hude-Wüsting: „An der Schule“
Die Schule in Oberhausen

Als dritte schulische Einrichtung im Wüstenland ist über diese Schule berichten. Mit dem Unterricht in der Nebenschule hatte es für Schüler in Oberhausen früher erhebliche Probleme gegeben. Wie bereits erwähnt (siehe im Bürgerbrief Nummer 75) wurde im Kirchdorf Holle bereits Schulunterricht erteilt. Bei sinkenden Schülerzahlen minderte sich auch das Schulgeld für den Schulmeister.

Erst 1681 wird von einer Nebenschule in Oberhausen berichtet. Während der Wintermonate fand der Unterricht in einer angemieteten Stube eines Hofes statt. 1717 ordnete der Wildeshauser Superintendant Wahrendorf an, dass die Oberhausener Schüler in den Sommermonaten die Hauptschule in Holle besuchen sollten. Es ging eben um das Schulgeld für den Holler Schulmeister. Da die Schülerzahlen in Oberhausen stiegen, drängte die dänische Regierung 1737 auf eigenes Schulgebäude mit Garten für die Lehrer.

Aber die Hausleute, die fast alle der Schulacht angehörten, konnten so ein Schulhaus nicht finanzieren. Auch der Holler Küster Wessels sah bei solch einem Vorhaben sein Schulgeld geschmälert. So blieb es eben weiterhin mit dem Provisorium der angemieteten Schulstuben.

1784 befahl die herzogliche Regierung in Oldenburg den Bau eines Schulgebäudes. Aber die Schuljuraten blieben bei ihrer ablehnenden Haltung. Sie argumentieren, ihre Schulacht sei zu klein und arm um so ein Unterrichtsgebäude realisieren zu können. Beim Hausmann Hinrich Steenken (heute Gerold Heinemann) hatten sie bereits eine Schulstube für 20 Jahre bei einer Mietzahlung von 5 Taler und 36 Grote jährlich angemietet.

Aber die Schulsituation verbesserte sich in der folgenden Zeit natürlich nicht. Die Schulstube erwies sich bei steigenden Schülerzahlen zunehmend als zu klein. Die winterlichen Überschwemmungen im Wüstenland nagten an der Bausubstanz. Die Feuchtigkeit setzte den Möbeln und den Büchern zu.

1834 berichtete der Schulhalter Gerd Wragge, „dass ihm eines Morgens beim Erwachen seine Holzschuhe in der Mitte der Stube weg getrieben wurden“.

1841 fand die Schulacht endlich die Lösung: Sie mietete ein Haus, das zwischen Hinrich Munderloh und Hinrich Haye lag und beiden Hausleuten gehörte. Dieses Haus diente bisher als Dorfkrug. Der Vertrag lief von 1841 bis 1873, die Pracht betrug 40 Gold Taler pro Jahr.

Aber das Oldenburger Oberschulkollegium forderte 1870 erneut die Oberhausener Schulacht auf, nun endlich ein eigenes Schulgebäude zu bauen. Die Schuljuraten blieben dabei: Es war kein geeignetes Grundstück vorhanden, dass käuflich zu erwerben war.

Das alte Rauchhaus – ohne Schornstein – zeigte sich zunehmend gesundheitsgefährdend und wurde baufälliger. Der Hauptlehrer Ruseler bewarb sich daher 1877 um eine Versetzung nach Jaderberg. Dieser Versetzungsantrag hatte bei der Schulacht wohl endlich zur Einsicht geführt. Am 2. April 1878 erfolgte eine Vereinbarung wegen der Schulbaukosten zwischen den Oberhausener Schuljuraten und dem Schulverwaltungsamt in Oldenburg.

Am 11. April 1878 gab es eine Abstimmung zwischen dem Oberverwaltungsamt Oldenburg dem Oberamtmann Lange und den Juraten der Schulacht Oberhausen: Hinrich Punke F. R. Heye, Bernd Wübbenhorst und F. R. Claussen. Dabei ging es um eine Erklärung über eine Anleihe zur Zahlung der Kosten für den Erwerb eines Schulgrundstückes und des Schulneubaues.

Der Ausschluss erklärte, dass sich die Fraglichen Kosten auf 12.871,- Mark belaufen. Da nun diesen noch für unvorhergesehene Fälle diese Summe auszuleihen mit 4% zu verzinsen und in 15 Jahren mit jährlich gleichen Raten wieder ab zutragen dabei unterwerfen wir uns einer halbjährlichen Kündigung.

Vorgelesen genehmigt und unterschrieben: B. Wübbenhorst, H. Punke, Heye F. R. Heye, F. R. Claussen, gezeichnet Hümme.

So lautet die Überlieferung.

Im gleichen Jahr wurde das neue Schulgebäude in Oberhausen an den Weg gebaut, der 1895 als Steinstraße zur Verbesserung der Verkehrssituation für die Bevölkerung diente.

Am 2.5.1918 stellt das Evangelische Oberschulkollegium in Oldenburg fest, „dass diese Schule einen wenig erfreulichen Eindruck macht. Die Schulzimmer sind viel zu klein und schlecht belüftet. Die Bänke sind zu eng und daher unzweckmäßig, es fehlt ein Ofenschirm“.
Weiterhin befürchtete man eine Gefährdung der Schulkinder, da der Spielplatz direkt an der Holler Landstraße lag. Wann diese Mängel behoben wurden, ist nicht überliefert.

Über den Schulunterricht in damaliger Zeit war ja bereits in den bisher erschienenen Bürgerbriefen berichtet worden. Der Unterrichtsablauf im ausgehenden 19. Jahrhundert je nach Bedarf ein Unterrichtsprogramm festgesetzt. Dieses Programm richtete sich nach dem Lernfortschritt der Schüler.

In einer erstklassigen Dorfschule halfen die fortgeschrittenen älteren Schüler den leistungsschwächeren Mitschülern bei der Bewältigung des Unterrichtsstoffes.
Unterrichtsteile wurden gemeinsam praktiziert. Hausaufgaben hatte es wohl kaum gegeben, dazu wurden die Schüler in den Sommermonaten durch ihre Mithilfe auf dem Hof auch gar nicht angehalten. Überliefert ist die Aufstellung eines Stundenplanes für den Sommer vom 25. Juni 1878 durch den Lehrer Ruseler (verkürzt wieder gegeben).

Von 24 Wochenstunden – von Montag bis Samstag – entfielen auf den Religionsunterricht 8 Stunden, für das fach Lesen waren 7 Stunden vorgesehen wobei Aufsatzübungen , zusätzliche schriftliche Übungen und Zeichnen in diesem Fach mit einbezogen wurden. Für Rechnen wurden 4 Stunden angesetzt. Für Weltkunde und Anschauungsunterricht (wahrscheinlich Naturkunde) hatte er 3 ½ Stunden eingeplant und für den Gesang blieben 1 ½ Stunden übrig.
Das Schulgeld

Darüber gibt es eine Überlieferung, dass der Schulleiter in Oberhausen im Jahre 1712 je Kind 18 Grote erhielt. 1834 bekam er halbjährlich ein Schulgeld von 24 ½ Grote pro Schüler. Die Schulacht bewilligte ihm außerdem 18 Scheffel reinen Roggen. (1 Scheffel = 30 Pfund). Erst 1897 hob die Schulbehörde die Zahlung des Schulgeldes im Großherzogtum Oldenburg auf. Auf dem Oberhausener Schulgelände erschütterten zwei tragische Unfälle den damaligen Schulbetrieb:

Am 12.11.1890 ertrank der Schüler Cordes in einem 4 Fuß tiefen Wasserloch. Das gleiche Schicksal ereilte den Schüler Willi Wenke, der am 28.11.1899 ebenfalls in einem Wasserloch zu Tode kam.

(1 Fuß = 0,296 Meter in Oldenburg, 4 Fuß = 1,18 Meter)
Die Lehrer in Oberhausen

Als erster Lehrer wird um 1681 Arent Richter erwähnt. Weitere Erwähnungen verschiedener Lehrer bis 1740 – ohne Zeitangabe über die Dauer ihres Schuldienstes im Ort – wurden überliefert. Von 1786 bis 1792 (mit genauer Zeitangabe) unterrichtete Albert Wessel.

Hinrich Wragge von 1792 bis 1796.

Gerd Wragge von 1796 bis 1834. Er war der Lehrer mit seminaristischer Ausbildung.

Vorher betätigen sich überwiegend Einheimische als Lehrer, die aus anderen Berufen kamen. Die nachfolgenden Lehrer hatten zumindest ein zweijähriges Seminar besucht:

Johann Hermann Hemme von 1834 – 1838
Johann Diedrich Gode von 1838 – 1847 (1818 in Altenhuntorf geboren)
Johann Jakob Axen von 1847 – 1854
Eggerich Harms von 1854 – 1864
August Bernhard Heinen von 1864 – 1865
Friedrich Friedrichs von 1865 – 1869
Friedrich Janssen Gerrits von 1869 – 1871
Christian Heinrich Ruseler von 1871 – 1888
Christian Gottlieb Cordes von 1888 – 1892
Ludwig Mechau von 1892 – 1904
Johann Osterloh von 1904 – 1916
Hermann Hinrich Fischbek von 1916 – 1952 (geboren 1889 in Rastede – gestorben am 15. Juni 1952 in Oberhausen)
Waldemar Lohde unterrichtete als letzter Lehrer in Oberhausen von 1952 – 1954

1954 wurde die Schule Oberhausen geschlossen.
Fortan besuchten die Kinder, die neue Schule Wöschenland in Holle.
Heute wird dieses Gebäude als Tierarztpraxis genutzt.
Literaturhinweise:
„Hude in alter Zeit“ von Karl Lührmann, 1966
„Das Wüstenland“ von Dr. Heinrich Munderloh, 1981

Bürgerbriefe von Bürgerverein Wüsting e.V. – Nummer 73/08 und 75/09

Niedersachsen Staatsarchiv Oldenburg Best. 160.1 Nummer 3717 und 3715

Bildnachweise: Archiv ho.

Bericht: Siegfried Hoffmann, Wraggenort
Schriftlich Veröffentlicht im Bürgerbrief Nummer 76 vom Bürgerverein Wüsting e.V. im November 2009