Holler Siel – Das Pumpwerk in Holle

Die Straßenbezeichnung bezieht sich auf das Siel mit Schöpfwerk an der Hunte im Bereich der Ortschaft Holle.

Die Straße verläuft südlich des Huntedeiches und beginnt in Gellenerhörne im Westen und endet an der Wesermarschgrenze (Hörneweg) im Osten.

Die Aufgabe des Siels besteht darin, das Oberwasser im Binnenland über Gräben und Kanäle zur Hunte abfließen zu lassen.

Es waren die verheerenden Überschwemmungen in den vergangenen Jahrhunderten, die Menschen u. a. in Flussnähe beiderseits der Hunte in Angst und Not gebracht haben.

Bauern aus der Umgebung aber auch Siedler aus Holland waren bestrebt, die großflächig vernässte Niederung südlich der Hunte zu kultivieren.

Dieses Moor- und Sumpfland wurde um 1150 n. Chr. durch den Bremer Erzbischof Adalbert den Siedlern zunächst abgabenfrei zu Verfügung gestellt.

Im Rahmen der Urbarmachung nutzten die Menschen die durch eiszeitliches Schmelzwasser entstandenen Geländevertiefungen, die zu Gräben ausgebaut wurden. Diese Gräben nahmen das zulaufende Wasser der höher gelegenen Geest auf.

Eine weitere Herausforderung an die Bauern war der Schutz vor Hochwasser des

Hunteflusses.

Hier waren es gerade die holländischen Siedler, die sich mit der Entwässerung von

Sumpfgebieten und dem Bau von Deichen sehr gut auskannten. Die Fachkenntnisse

waren in diesem Siedlungsraum von großem Nutzen.

Nur war der erforderliche Kleiboden – zuständig für die Standfestigkeit eines Deiches – in diesem Gebiet nur in bescheidener Menge vorhanden. Die beim Deichbau verarbeitete Mischerde führte im Mittelalter und bis in die Neuzeit zu verheerenden Überschwemmungen, weil die Deiche zu schwach waren.

Um dieser Situation zu begegnen mussten die Deiche beiderseits der Hunte erhöht werden. Den benötigten Kleiboden schaffte man aus hiesigen Gebieten heran.

Zurück zur Entwässerung des Gebietes zwischen dem Dorf Bäke – Ldkrs. Weserrmarsch im Osten und dem Kloster Blankenburg im Westen.

Die in früherer Zeit vorhandenen Gräben dienten der Aufnahme und des Abflusses des Oberwassers- der höher gelegenen Geest.

Diese Gräben aus alter Zeit sind im Laufe der Jahrhunderte vielfach in ihrem Lauf durch Kultivierungsmaßnahmen aufgehoben oder verändert worden.

Unverändert geblieben ist der 1830 gebaute Hemmelsbäker Kanal, der das Oberwasser nördlich der Ortschaften Hemmelsberg – Altmoorhausen – dem früheren Hohen Moor bei Drielake – in die Hunte leitet.

Die Entwässerung dieses Gebietes erfolgte durch Zufluss weiterer kleinerer Gräben in den Kanal.

Ein weiterer „Kanal“ war der Buurgraben, –der in einer Gewässerkarte von 1737 des Herzogtums Oldenburg bereits erwähnt wurde. Er entwässerte um diese Zeit die Umgebung der Bauerschaft Grummersort mit seinen kleineren Zuläufen.

Er verlief in Nordwest-Richtung und mündete in die damalige Reithbäke.

Im Laufe der Zeit- gab es mehrere Zerstückelungen und Umleitungen dieses Grabens. Aus diesen Verfahren entstanden dann neue Wasserläufe: der Grummersorter Graben und weiter östlich der Grummersorter Zuggraben.

Die beiden und andere kleinere Gräben haben die Aufgabe, das Gebiet in Grummersort und der Bauerschaft Oberhausen zu entwässern.

Heute ist der frühere Buurgarben nur noch in kleinen Teilbereichen vorhanden.

Das Blankenburger Sieltief als weiterer „Kanal“ nimmt das Oberwasser der Blankenburger Mark und weiterer Zuggräben auf und führt es zunächst zum Oberhauser Pumpwerk. Bis dahin werden weitere Gewässer, z. B. die genannten Grummersorter Gräben, dem Oberhauser Schöpfwerk zugeführt.

Der Holler Moorkanal entwässert den nördlichen Teil des Holler Moores und weitere zur Hunte gelegene Nutzflächen. Er bildet zugleich die Grenze der ehemaligen Gemeinde Holle im Wüstenland zur Nachbargemeinde Bäke, Landkreis Wesermarsch.

Weiter ostwärts wurde das Schöpfwerk Holle Nord erbaut (1962/64) wegen weiterer Zuläufe von Gräben – u.a. mit der Bezeichnung „kleine Wettern“ (wettern: holld.= entwässern).

Für das Blankenburger Sieltief wurde 1965 das Schöpfwerk Oberhausen-Blankenburg gebaut. Dieses hat die Aufgabe das Binnenwasser der Blankenburger Mark aufzunehmen.

Im Süden des Entwässerungsgebietes befindet sich ein weiteres Schöpfwerk – Holle Süd – (erbaut 1960) – mit der Aufgabe die früheren Wüstinger und Grummersorter Moore und die nach Norden befindlichen Nutzflächen zu entwässern

Die drei Zubringerschöpfwerke (Holle Süd, Holle Nord und Oberhausen-Blankenburg) regulieren die Wasserstände der Gräben /Vorfluter- in ihren jeweiligen Gebieten. Sie fördern überschüssiges Wasser über die Propellerpumpen in das Holler Sieltief, das als Speicherbecken vor dem Mündungsschöpfwerk an der Hunte dient.

Hier kann das Wasser bis zu einer bestimmten Höhe angestaut werden (aktuell – 0,30 m NN).

Läuft im günstigsten Fall das Hunte-Niedrigwasser tief genug ab, kann das Wasser

im Holler Sieltief über die Freiflut ablaufen, ohne zu pumpen.

Das im Deichkörper befindliche Hubtor läuft dann automatisch über einen Hydraulikstempel hoch. Anschließend öffnen sich die Sieltore durch die Schwerkraft,

wenn der Wasserstand im Sieltief höher ist, als der Hunte Wasserstand.

Steigt der Pegelstand der Hunte wieder, schließen sich die Flügeltore ebenfalls

automatisch.

Kommt der Wind aus westlicher bis nördlicher Richtung, dann fließt das Hunteniedrigwasser nicht tief genug ab. In diesem Fall kommen die beiden Schöpfwerkspumpen zum Einsatz. Sie sind die größten Pumpen des Unterhaltungsverbandes Wüsting. Sie werden jeweils von einem 176 KW- (240 PS) – Elektromotor angetrieben.

Ein Getriebe reduziert die Drehzahl der Antriebswelle auf 270 Umdrehungen/min.

Der wasserfördernde Propellerkopf hat beim Mündungsschöpfwerk die Besonderheit, dass sich die Gradzahl der Propellerflügel der Förderhöhe anpasst.

Bei nur geringer Förderhöhe (Unterschied zwischen Holler Sieltief und Huntewasser) schafft jede Pumpe 5500 Liter Wasser (in der Sek.) heraus zu pumpen. Sind beide Pumpen in Betrieb, schaffen sie zusammen 11 m³ in der Sek.

Das Mündungsschöpfwerk in Holle liegt in einem Niederungsgebiet, daher war es – den Bewohnern des Wüstenlandes seit Jahrhunderten ein großes Bestreben den Abfluss des Binnenwassers beherrschbar zu machen.

Bereits 1650 wurde ein Siel urkundlich erwähnt. Windräder, die als Schöpfmühlen im Betrieb waren, entwässerten nur in kleineren Gebieten.

Das heutige Mündungsschöpfwerk wurde 1962 von der Holler- und Blankenburger Sielacht erbaut. Mit ihren zwei elektrischen Pumpen mit der Unterstützung der Zubringer Schöpfwerke sorgen sie seitdem für eine störungsfreie Entwässerung des Wüstenlandes.

Mit dieser Technik ist das 3900 ha große Entwässerungsgebiet von der Geest bis zur Hunte vor Hochwasser gut gerüstet.

Bericht: Siegfried Hoffmann

Der Bericht wurde dankenswerterweise von Hergen Meyer, Sielwärter in Holle und von Harry Heinemann unterstützt.

Literaturhinweise:

Johann O. Wöbken (Hrsg): Chronik des Entwässerungsverbandes Wüsting – 1969

Dr. Heinrich Munderloh (Hrsg): Das Wüstenland – Seite 29 – -1981

div. NWZ Berichte von 1972-1976